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Warum Wasserstoff gut sein kann und InterFranken trotzdem keinen Sinn macht!

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Grüner Wasserstoff gilt auf dem Weg zur Klimaneutralität als unverzichtbarer Energiespeicher. Politik und Wirtschaft, die in den letzten Jahrzehnten weitgehend bei der Energiewende versagt haben und heute mit eskalierenden Konsequenzen des Klimawandels konfrontiert sind, wecken deshalb große Hoffnungen, ein Wundermittel gefunden zu haben, das uns ins gelobte Land der CO2-Neutralität führen wird. Die mit Steuern gespeiste Subventionsmaschinerie ist in dieser Frage in vollem Gange, mit dreistelligen Millionenbeträgen soll nun eine Wasserstoff-Wertschöpfungskette angeregt werden. Doch die Hürden liegen hoch, Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander und der Großteil der eingesetzten Fördermittel werden verpuffen. Die Gelder, die an das InterFranken-Konsortium geflossen sind, werden dabei definitiv zu den Fehlinvestitionen gehören. 

Bevor man sich jedoch mit den lokalen Aspekten auseinandersetzt, sollte man einige Punkte zugrundelegen. Die Herstellung von Wasserstoff verbraucht aktuell erheblich mehr Energie als man damit speichern kann. Für 1 kg Wasserstoff mit einem Brennwert von knapp 40 Kilowattstunden werden 53 Kilowattstunden Strom benötigt. Es entsteht also ein Verlust von rund 26 Prozent. Die Produktion dieses Energieträgers macht deshalb nur dort Sinn, wo ausreichend überschüssige, ansonsten ungenutzte oder abgeriegelte regenerative Energie zur Verfügung steht. An solchen Orten ist Wasserstoff als Speichermedium sinnhaft und kann einen nachhaltigen Beitrag zur Energiesicherheit und CO2-Neutralität leisten. Die Produktion von „Grauem“ oder „Blauem Wasserstoff“ durch den Einsatz von fossilen Brennstoffen ist dagegen wirtschaftlich und ökologisch unsinnig; nicht nur die Energiebilanz ist negativ, sondern für jede so produzierte Tonne Wasserstoff werden auch 10 Tonnen Kohlenstoffdioxid freigesetzt und somit der Klimawandel weiter angeheizt.


In der Umwandlung braucht man ca. 10 Liter Wasser, um daraus 1 kg Wasserstoff zu generieren. Technisch ist der Verbrauch aufgrund der erforderlichen Wasseraufbereitung sogar meist deutlich höher. Selbst kleine Produktionsanlagen haben daher einen enormen Verbrauch. Da das Wasser technisch aufwendig zu Reinstwasser aufbereitet werden muss, entstehen Abwässer, die je nach Zustand des genutzten Rohwassers nicht immer über normale Kläranlagen entsorgt werden können. Es bleibt unerklärlich, warum die Bundesregierung hohe Nachhaltigkeitshürden beim Import von Wasserstoff fordert, gleichwertige Regeln im eigenen Land aber nicht durchsetzt. So sind sich Experten einig, dass die Produktion von Wasserstoff in wasserarmen Regionen einen gefährlichen Eingriff in den Naturhaushalt darstellt. Angesichts der Hiobsbotschaften zu anhaltenden Trockenperioden und schwindenden lokalen Grundwasserbeständen sollte man diesen Umstand zumindest im Auge haben.


Neben allen genannten Aspekten regen Energieexperten an, dass die Produktion von Wasserstoff dort besonders effizient erscheint, wo bestehende Netze zum Abtransport zur Verfügung stehen oder die Nutzung der Energiereserven vor Ort gewährleistet werden kann. Der Transport von Wasserstoff über Lkws ist unwirtschaftlich, da die Leistungsbilanz des Energieträgers damit noch weiter abgesenkt wird. Legt man alle genannten Aspekte zugrunde und setzt sie in Relation zum InterFranken-Gebiet, ergibt sich eine absolut kontraproduktive Bilanz. Der Zweckverband erfüllt kein einziges Kriterium, das die Produktion von Wasserstoff an diesem Standort sinnhaft bzw. wirtschaftlich erscheinen lässt. Weder stehen im Gebiet Reserven überschüssiger regenerativer Energien zur Verfügung, die eine ökonomische Wasserstoffproduktion überhaupt erst denkbar machen, noch hat eine Abwägung zwischen Flächenverbrauch und potenzieller Energieproduktion stattgefunden, die eine Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaften wäre. Wasser vor Ort ist knapp und müsste, wenn überhaupt, über bestehende Trinkwasserfernleitungen in das Gebiet importiert werden. In einer Zeit, in der über den Ausbau der Versorgung unseres Raums auf Kosten weit entfernter Gebiete nachgedacht werden muss, Warnmeldungen über sinkende Grundwasserspiegel täglich auf uns einprasseln und der „Wasserpakt Bayern“ dringend einer Straffung bedarf, sind derartige Überlegungen absurd. 

Neben all diesen Negativeigenschaften des IF-Gebietes steht dort auch keinerlei Energieinfrastruktur zur Verfügung, alles müsste nachhaltigkeitsfern mit Schwerlastverkehr in das Gebiet hinein- und wieder hinausgebracht werden. Die hohen zweistelligen Millionenbeträge für den Bau einer InterFranken-Straßeninfrastruktur sind Ergebnis solcher Träumereien. In der Konsequenz muss festgestellt werden, dass die öffentlichkeitswirksam inszenierte Wasserstoffinitiative des IF-Zweckverbandes und seiner politischen Alliierten nichts anderes als Schaufensterpolitik auf höchstem Niveau ist. InterFranken ist und bleibt ein flächenvernichtendes Sondernutzungsgebiet Logistik, dem seine Väter jetzt ein grünes Tarnmäntelchen umhängen möchten. Nachdem alle vorherigen Versuche gescheitert sind, soll eine energiepolitisch verunsicherte Öffentlichkeit mit dem Zaubermittel Wasserstoff in die Zustimmung zum bereits über 20 Jahre laufenden Pleiten-, Pech- und Pannen-Projekt gelockt werden. Am Ende geht es den Zweckverbandsverantwortlichen nicht um Wasserstoff oder Nachhaltigkeit, sondern um das Abwenden einer peinlichen politischen Niederlage auf Kosten der Natur und der Allgemeinheit.