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Ostermarsch 2023

Am Ostermontag veranstaltete das Bürgerforum Wörnitztal mit Zukunft – Allianz für eine lebenswerte Heimat e.V. nach dreijähriger Coronapause seinen traditionellen Ostermarsch. Schwerpunktmäßig setzten sich der Protestzug und die anschließenden Vorträge mit dem Flächenvernichtungsprojekt InterFranken sowie den aktuellen Wasserstoffplanungen des gleichnamigen Zweckverbands auseinander.

Ca. 170 Interessierte und Unterstützer marschierten bei sonnigem Wetter die etwa 3 km lange Strecke von der Dorfmitte Breitenau nach Zischendorf und von dort entlang der Autobahn A6. Den ersten Stopp, der von einer Anhöhe einen guten Blick in das angedachte InterFranken-Gebiet erlaubte, nutzte der 1. Vorsitzende des Bürgerforums, Gerhard Binder, um Pläne und Zahlen des IF-Projekts zu erläutern und dabei allen voran die davongaloppierenden Kosten des Vorhabens in dreistelliger Millionenhöhe scharf zu kritisieren. Wer in Zeiten angespannter Finanzen so mit Steuergeldern jongliere, müsse die Frage nach der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen aushalten, so Binder. Zweite Station war ein „Wasserstofffass“, mit welchem die Bürgerinitiative die absurde IF-Wasserstoffinitiative satirisch verarbeitete. Aus Sicht der kritischen Bürgerschaft instrumentalisieren die Projektverantwortlichen die aktuelle energiepolitische Verunsicherung der Allgemeinheit, um über den Hebel Wasserstoff das bereits gescheiterte Vorhaben zu reanimieren. Die Redebeiträge der diesjährigen Gäste, MdL Martin Stümpfig und Elektroingenieur Günter Ries, untermauerten diesen Vorwurf mit Zahlen und Fakten. Der Grüne Landtagsabgeordnete Stümpfig behandelte in seinem Vortrag vor allem den Flächenverbrauch, die verkorkste politisch-finanzielle Gestaltung sowie die unhaltbaren Versprechungen der Projektunterstützer. Die InterFranken-Manager konstruierten mit aktiver Unterstützung des Ansbacher Landrats Ludwig hochkomplexe sowie intransparente Planungskartenhäuser, die einer echten Belastungsprobe nicht standhielten. Weder sei der S-Bahn-Halt Zumhaus, und damit ein Bahn-Terminal, realistisch, noch könne eine anbindungsferne Erschließung des Gebietes für Wasserstoff ökonomisch sinnvoll dargestellt werden, so Stümpfig. Zudem widersprach der energiepolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, der auch Mitglied im Wirtschaftsausschuss ist, mit Vehemenz der IF-Behauptung, dass Wasser in unserer Region kein Problem sei. Weder eine nachvollziehbare Versorgung mit Reinwasser, noch die Frage der Entsorgung des dabei entstehenden Abwassers sei für den InterFranken-Standort bisher durchschaubar thematisiert worden. BN-Energieexperte Ries ergänzte die Ausführungen seines Vorredners durch eine faktenreiche Darlegung der Herausforderungen bei der Produktion von Wasserstoff. Daneben erläuterte er themensicher, warum Wasserstoffproduktion am InterFranken-Standort eine gravierende ökonomische Fehlkonzeption darstellt. Das völlige Fehlen jeglicher Infrastruktur für die Produktion regenerativer Energie oder deren Transport in den Standort sowie dem Abtransport oder der Vor-Ort-Verbrauch von Wasserstoff machten dieses Gebiet zu einem Investitionssumpf ohne Ausweg. Wer sich sehenden Auges auf solches Terrain begebe, begehe wirtschaftliches Harakiri. Der bestehende Ansatz mache laut Ries allein Sinn, wenn er der Erschließung der IF-Flächen für Logistikunternehmen dienen solle. Das nach Medienangaben vom Zweckverband mit 20 Jahren angesetzte Wasserstoff-Thema würde hierbei nach Schaffung von Tatsachen dann stillschweigend, weil vor Ort nicht umsetzbar,  beerdigt. Ries machte zusätzlich klar, ginge es InterFranken in Ignoranz der bestehenden Probleme wirklich primär um die Produktion von Wasserstoff im Gebiet, wäre weder eine Autobahnausfahrt noch ein Neubau der AN4 notwendig. Alle diese Maßnahmen dienten nur der Erschließung des Gebietes zum schnellen Abverkauf von Flächen an Logistikunternehmen.
Der Vorsitzende des Bürgerforums, Gerhard Binder, bedankte sich bei den beiden Rednern für ihre sachlichen und faktenreichen Vorträge, aber auch bei den vielen Helfern, die den Ostermarsch 2023 zu einem Erfolg gemacht haben, der den Vergleich mit den Vorgängerveranstaltungen nicht zu scheuen braucht. Die Kombination aus Protest, Information und kulinarischer Versorgung wurde von den Teilnehmern mit langanhaltendem Applaus gewürdigt. Nachdenklich merkte Gerhard Binder an, dass man sich nächstes Jahr wohl wieder zu einem Ostermarsch treffen müsse, da nicht mit dem vernunftorientierten Einlenken der InterFranken-Verantwortlichen zu rechnen sei und man entsprechend auch auf eine Eskalation in der Auseinandersetzung vorbereitet sein müsse.

Die Vorträge finden Sie unter folgendem Youtube-Link: https://youtu.be/-wH__0TElOM 

Link zum Youtube Video Ostermarsch 2023